über Marrakech, über Marokko und etwas von uns

das ist auch der name meiner webseite. erstellt habe ich diese seite vor cirka zwei jahren um werbung für mein gleichnamiges buch auf cd- rom zu machen. die möglichkeit eines blogs habe ich gerade eben bei google entdeckt. konstruktive anregungen von jedem, der auf diese seite stösst sind willkommen. ich verspreche, dass ich immer wieder fotos und ausschnitte aus meinem buch hier präsentieren werde.

1.19.2006

 Chinesen in Afrika

Bedrohliche Konkurrenz auf Marokkos Märkten

Rasant verstärkt China seine Präsenz in Afrika. Zur Zeit reist eine chinesische Delegation durch Westafrika, verteilt Geld und schließt Verträge. In der marrokanischen Bekleidungsindustrie herrscht Alarmstimmung, berichtet Jan Tussing, denn immer mehr Chinesen lassen sich auch in der Textilhochburg Marokko nieder.

Jan Tussing, ARD Studio Rabat

Wenn chinesische Außenminister früher nach Afrika reisten, dann meistens in Länder sozialistischer Prägung. Und in Europa krähte kein Hahn danach. Wenn Li Zhaoxing aber heute nach Afrika kommt, dann um Verträge zu schließen, Subventionen zu verteilen und seine Machtansprüche in Afrika zu untermauern.

Der chinesische Außenminister Li Zhaoxing in Nigeria (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Chinas Außenminister Li Zhaoxing und der nigerianische Außenminister Oluyemi Adaniji sind handelseinig. ]
Seit vier Tagen reist eine chinesische Delegation durch Westafrika und verteilt Geld und Verträge. Im Senegal eröffnete der chinesische Außenminister nach neun Jahren Funkstille zum ersten Mal wieder eine chinesische Vertretung und verschenkte fast vier Millionen Dollar, in Mali waren es drei Millionen und nach einer Blitzvisite überraschte China diese Woche nun sogar auch mit seinem ersten chinesischen Ölfeld vor der Küste Nigerias und damit Investitionen von rund zwei Milliarden Euro. China verstärkt seine afrikanische Präsenz rasant - überall.

Die Schattenseite des chinesischen Voranpreschens bekommt Marokko zu spüren. Das sagt auch Ben Makhlouf Saad, Chef der Bekleidungsfirma Intiss: "Wo Marokko aufgrund der chinesische Konkurrenz am meisten leidet, das ist in Europa. Dort sind die meisten unserer Kunden. Aber heute werden sich hier alle bewusst, dass chinesische Produkte selbst auf den lokalen Markt Konkurrenz machen."

Chinesen in Casablancas Handelsvierteln

Immer mehr Chinesen lassen sich nämlich auch in der Textilhochburg Marokko nieder. Auf den Märkten der Großstädte sieht man sie, wie sie ihre Produkte unters Volks bringen.

In den traditionellen Handelsvierteln Casablancas seien die Menschen erstaunt, dass Chinesen sogar die Sachen auf dem Markt verkaufen, manchmal gebe es sogar Straßenhändler, die die Stoffe auf dem Rücken verkaufen und von Laden zu Laden gehen, erzählt der Unternehmer Saad. "Das heißt also, wir haben es nicht nur mit einer Flut von chinesischen Produkten zu tun, sondern auch mit einer Flut von Chinesen selbst, die im informellen Sektor arbeiten. Sie sind nicht deklariert, haben keine Handelslizenz oder keine Sozialnummer".

Erste marokkanische Unternehmen schließen

Bei der marrokanischen Bekleidungsindustrie herrscht Alarmstimmung. Sie muß sich sowieso umstellen. Denn nach Abschluß der Freihandelsabkommen zwischen Marokko und der EU, bzw. zwischen Marokko und den USA wird die Konkurrenz noch härter. Nun müssen marokkanische Produkte auch in Europa und Asien gegen chinesische Textilien konkurrieren. Ein fast aussichtsloser Kampf. Die ersten einheimischen Unternehmen mussten bereits schließen, weil sie aufgrund der Lohnkosten nicht mit China konkurrieren können.

"Diese Situation ist sehr schlimm zumal wir in Marokko eine hohe Arbeitslosigkeit haben. Man kann sich schon fragen, was sollen diese ganzen Chinesen hier, die noch nicht mal deklariert sind, oft sogar keine Ausbildung haben, und das in unqualifizierten Jobs, die die Marokkaner selbst bräuchten", klagt Saad.

China sichert sich Lizenzen für Öl-Förderung

Die europäischen Staatschefs horchen auf, wie schnell China seine Claims absteckt. Investitionen werden nämlich in allen Sektoren getätigt. Abkommen über Ölförderungen wurden neben Nigeria bereits auch im Tschad, im Sudan, in Lybien und in Gabun abgeschlossen. Holz bekommt das Land der Mitte aus Liberia, Guinea und Kamerun. Und im bürgerkriegszerrütteten Angola ist China inzwischen sogar der größe Entwicklungshelfer. Für zwei Milliarden Dollar humanitärer Wiederaufbauhilfe bekommt es im Austausch Lizenzen für die Förderung von Öl.

Wenn der chinesische Außenminister Ende dieser Woche nach China zurückreist, wird China viele neue afrikanische Freunde unter seinen Geschäftspartnern zählen können.

Stand: 18.01.2006 12:13 Uhr